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Quasimodogeniti_2018

 

 

                                                     

 

Was gibt oder nützt die Taufe?

 

Mit ihm seid ihr begraben worden in der Taufe; mit ihm seid ihr auch auferweckt durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt hat von den Toten.

Und Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns vergeben alle Sünden.

Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und über sie triumphiert in Christus.

                                                                                                                                                                  (Kol 2, 12-15)

 

 

 

 

Liebe Gemeinde,

 

so haben wir es im Katechismus stehen, vielleicht sogar gelernt:

 

 

 

Was gibt oder nützt die Taufe?

 

 

 

Sie wirkt Vergebung der Sünden,
erlöst vom Tode und Teufel und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.
Welches sind denn solche Worte und Verheißung Gottes?
Unser Herr Christus spricht bei Markus im letzten Kapitel:
"Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden;
wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden."

 

 

Es ist uns nicht so bewusst, aber es gibt ein vor und ein danach in unserem Leben. Vor der Taufe, nach der Taufe. Es wird ein bisschen plastischer, wenn man sich die Erwachsenentaufe vor Augen stellt. Da war ein Leben davor, ein Leben ohne Christus, ein Leben, in dem die Kräfte vorherrschten, die von Gott nichts wussten oder von Gott wegführten. Und dann gibt es ein Leben nach der Taufe, das sich zu Christus hin orientiert:

 

„Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen“,

„wohin sollen wir gehen, DU hast Worte des ewigen Lebens“

„Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen!“

„Sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.“

 

Ob wir es wissen oder nicht, wahrhaben oder nicht, da ist etwas mit uns passiert bei unserer Taufe, auch wenn wir als Kinder getauft wurden. Gott hat mit uns gehandelt. Quasimodogeniti heißt der heutige, erste Sonntag nach Ostern, der weiße Sonntag, es ist bei der Taufe, wie wenn uns weiße neue Kleider angelegt wurden, so als seien wir wieder wie neu geboren, ohne Last des Lebens. Nein, aber keine unbeschriebenen Blätter, sondern beschrieben mit den Worten Gottes: „ICH habe Dich erlöst, ICH habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist MEIN!“

Eingetaucht in das Wasser und auferstanden. Erlebte und geglaubte Auferstehung, mit Christus auferstanden, bestimmt für die Ewigkeit. Die Taufe zeigt uns, was Ostern mit jedem von uns zu tun hat.

  

Es ist das Wunder Gottes an jedem von uns, jedem auf den Leib geschrieben. Zugestanden, selten denken wir daran, schon gar nicht berufen wir uns darauf. So wie es von Martin Luther erzählt wird, der in Zeiten des Zweifels und Angst vor sich auf den Tisch mit Kreide geschrieben hat, wie zur Selbstvergewisserung „Ich bin getauft“. Will heißen: mir kann das Böse nichts, mir können auch Selbstzweifel und Versagen nichts, mein Kleinglaube kann mir nichts, die Schuld, in die ich immer wieder verfalle, ob ich will oder nicht, die finsteren Gedanken, Sorge, Angst, Missgunst, Hader und Neid. Sie alle können mir nichts anhaben, denn ich darf wissen, ich bin getauft. Das ist wie ein Schutzschild, an den ich mich halten kann, in Jesu Namen. Drum hat er es auf den Tisch geschrieben, der Luther, um es vor Augen zu haben.

 

Ja, wir denken selten daran. Selbst wenn wir bei einer Taufe sind, denken wir an das Kindchen und seine Eltern, aber doch nicht an uns. Dabei erinnert jede Taufe: Du bist getauft, Du bist ein Kind Gottes, nichts kann Dich aus Gottes Hand reißen. Am heutigen Sonntag wird das Thema Taufe angesprochen und dann gibt es noch einen Sonntag, den 6 nach Trinitatis, als Taufgedächtnisgottesdienst. Ein Memo für uns. „Ja, Du bist getauf!t“ Und das macht was mit Dir, hat was mit Dir gemacht und will jeden Tag was mit Dir machen. Ein Heiligenschein ziert unser Leben, unsichtbar: „Du bist getauft!“. Katholiken haben da ein häufigeres Merkmal der Erinnerung als wir. Das Weihwasser soll an das Taufwasser erinnern. Wenn ein Katholik in die Kirche geht oder aus der Kirche kommt, bekreuzigt er sich mit dem Weihwasser und soll so erinnert sein: „Du bist getauft!“ Geh nun Deinen Weg „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

 

Das heißt was, das bedeutet etwas, was steter Erinnerung wert ist:

Es gründet unser ganzes Leben und möchte es ausrichten, justieren, orientieren.

 

Davon möchte ich gern profitieren in meinem Alltag. Mehr und mehr. Denn manchmal verschwimmen uns die Fundamente des Glaubens.

 

Da sind so viele Sorgen, um die Lieben, um das eigene Leben, um Gesundheit und Krankheit, das Alter. Der Blick in die Zeitung genügt schon, um verzagen zu wollen vor der Gegenwart, in der wir leben. Was ist aus den guten Gedanken der Religionen geworden, Frieden zu wollen für die Menschen. Was ist aus unserer Religion geworden, dem Glauben an Jesus, wenn Menschen so leben, als bräuchte es das alles nicht und es gar nicht merken, was da passiert: Immer weniger Halt, immer weniger Orientierung, immer weniger Rücksicht, immer weniger Menschlichkeit, immer hohler der Sinn. Jeder ist irgendwie angekränkelt. Irgendwie bröckelt das Fundament.

 

Es gilt innezuhalten in diesem Moment.

Als der berühmte Leuchtturm „Roter Sand“ in der Nordsee vom Einsturz bedroht war durch die ständige Brandung an seinen Fundamenten, da wurde er gesichert. Eine breite Metallmanschette wurde um den Sockel auf dem Meeresgrund gelegt und mit Beton ausgefüllt und so das Fundament stabilisiert.

 

Stabilisieren wir die Grundlagen unseres Glaubens, nehmen sie neu ins Herz, in die Seele, die guten Worte des Gebets: „Es kann mir nichts geschehen, als was ER hat ersehen und was mir selig ist.“ Ich bin in Gottes Hand, wie die Jünger im Sturm. Jesus ist mit im Boot. Die Glaubenszuversicht will Lebenszuversicht schenken. Und sie will den Blick auf die Unbilden des Lebens und der Welt aus der Sicht Gottes sehen lernen, vom Ende her, vom Ziel her. Ein alte Dame aus meiner letzten Gemeinde pflegte auf die Zukunft ihres Lebens immer wieder zu sagen: „Wie Gott will, ich halt still!“ Was für ein beneidenswertes Gottvertrauen. Gottvertrauen soll immer ein Quäntchen größer sein dürfen als alle Angst und Sorge. „Es kann mir nichts geschehen, als was ER hat ersehen und was mir dienlich ist!“ Noch ein maritimes Beispiel. Die Skipper wünschen sich immer ein Handbreit Wasser unterm Kiel. Mein Gottvertrauen schenkt mir diese „Handbreit“. Das meint es, zu beten: „DEIN Wille geschehe!“ Gottvertrauen. Und nicht heimlich zu denken: „Mein Wille geschehe“ Natürlich darf und soll ich um die Dinge beten, die mich bewegen, die ich wünsche, aber das „Wie Gott will, ich halt still“ soll immer mitgedacht werden.

 

Wie krumm und elend mancher Weg des Lebens sein mag, der uns den Blick auf Gottes Güte trüb werden lässt, was immer sich im Krug der Tränen angesammelt haben mag, am Ende wird Christus die Tränen abwischen. Die Schreie der weltweit Gequälten, die wir heute hören oder erahnen, der unendlich Vielen, die klagen: „Mein Gott warum hast DU mich verlassen?“, am Ende werden sie einstimmen in das Halleluja vor ihrem Erlöser. Lassen wir uns diese Perspektive nicht nehmen, sie ist die Antwort Gottes auf all das, was Menschen auf dieser Erde widerfährt: SEIN HEIL in Ewigkeit.

 

Das gehört zusammen, im Glauben gewiss zu sein, des ewigen Heiles gewiss sein zu dürfen und die Lebenszuversicht für jeden Tag zu gewinnen. Das ist das Fundament, das unser Leben gründet und uns auch einen Leuchtturm sein lässt für andere. Die Taufe stiftet das in unser Leben ein.

 

 

Drei Dinge helfen uns und anderen bei solchem Lebensgefühl. Und das ist absolut nicht neu. Aber notwendig, immer wieder in Erinnerung gerufen zu werden. Umso mehr, je deutlicher wir in uns und unserer Gesellschaft das Gefühl haben, es bröckelt uns alles weg, Werte, Haltungen, Mitgefühl, Sinn und Nachhaltigkeit. Die Kirche droht uns verloren zu gehen, wenn immer weniger Menschen zum Gottesdienst gehen, verstärkt noch dadurch, dass meist die negativen Beispiele privat und öffentlich wahrgenommen und medial transportiert werden.

 

Nichts Neues also, aber fundamental wichtig: zu beten und das Leben und diese Welt so Gott ans Herz zu legen. Dazu Gottes Wort zu Herzen zu nehmen und uns danach zu richten. Machen wir unsere christlichen Werte zu eigener Haltung und lassen unser Tun, Denken und Reden davon bestimmen.

 

Kein Mensch kann leben, ohne einzuatmen und ohne auszuatmen.

Unser Glaube braucht das genauso, einatmen und ausatmen.

 

Beten, Hören und Tun des Gerechten ist ein wohltuender Dreiklang zum Leben, der uns selber stärkt und anderen hilft.

Unser Leben wird geheiligt durch Gebet und Gottes Wort und die Liebe die wir schenken.

 

 

Amen!

 

 

 

 

 

 

 

Predigt beim Gottesdienst in der Christuskirche Ellingen

am Sonntag Quasimodogeniti 2018



Horst D. Stanislaus